Rezension: Julie Lawson Timmer - Ein halbes Jahr zum Glück

Klappenbroschur

Seiten: 463

Verlag: Bastei Lübbe

Autorin: Julie Lawson Timmer

ISBN: 978-3-431-04087-6

Preis: 14,00€ (D)

Autorin: Julie Lawson Timmer wuchs im kanadischen Stratford, Ontario, aus und studierte Jura in Dallas, Texas. Neben dem Schreiben arbeitet sie nach wie vor als Anwältin. Mit ihrem Debütroman "Fünf Tage, die uns blieben" gelang ihr ein beachtlicher Erfolg. Sie lebt mit ihrem Mann, ihren vier Kindern und zwei Hunden in Ann Arbor, Michigan.

Buch: Die frisch geschiedene Markie Bryant zieht mit ihrem Sohn Jesse in einen heruntergekommenen Vorort. Hier will sie sich vor der Welt verkriechen, aber sie hat die Rechnung ohne ihre neue Nachbarin gemacht: Die resolute Mrs. Saint erklärt es zu ihrer Mission, Markie aus ihrem Schneckenhaus zu holen. Diese wehrt sich mit Händen und Füßen gegen Mrs. Saint Einmischungen. Doch schließlich muss sie zugeben, dass die Maßnahmen ihrer Nachbarin tatsächlich helfen. Und dann kommt der Tag, an dem Mrs. Saint auf einmal Markies Hilfe braucht...

Fazit: Markie Bryant hat im Grunde den Tiefpunkt ihres Lebens erreicht: ihr Mann hat sie betrogen und das gesamte Geld verprasst. Alles was ihr vertraut war, ist verschwunden und sie findet sich in einem winzigen Haus wieder.

Als wäre das nicht schon genug, erscheint ihr Exmann nicht wie versprochen zum Umzug und lässt sie wortwörtlich im Regen stehen. Mit ihrem Sohn hat sie ebenfalls ein gespaltenes Verhältnis, überwiegend reden sie nicht mehr miteinander. Doch da naht plötzlich Hilfe. Die Nachbarin Mrs. Saint erkennt sofort, in welch misslicher Lage sich Markie befindet und stellt ihr Hilfskräfte zur Verfügung. Diese leeren den gesamten Umzugswagen. Das ist jedoch nur der erste Schritt von Mrs. Saint in das Leben von Markie und Jesse. Kurz darauf hat Jesse einen Hund, denn jeder Junge braucht einen Hund - findet Mrs. Saint.

Während Markie sich immer weiter versucht abzukapseln und ihrem neuen Job nachzugehen, kommt sie Mrs. Saint und den Mängelexemplaren immer näher. Mängelexemplare sind die Menschen, welche von Mrs. Saint beschäftigt werden. Sie benötigen Hilfe, da sie alleine nicht zurecht kommen würden. Die aufdringliche Art ihrer Nachbarin führt dazu, dass Markie sich immer weiter zurückzieht und misstrauisch wird. Nur Frederic ist ihr sympathisch, da er offen und ehrlich zu sein scheint. Die Geschichte nimmt im Laufe immer mehr Fahrt auf und Mrs. Saint beginnt, ihre neue Nachbarin nicht mehr auszufragen, sondern sich ebenfalls etwas zu öffnen. Das lockert das Verhältnis.

Markie und Jesse fangen an, wieder ein normales Leben zu führen. An Thanksgiving lässt Markie sich sogar dazu überreden, bei Mrs. Saint und den Mängelexemplaren zu feiern. Jedoch steht plötzlich die Schwester von Mrs. Saint vor der Tür und alles ändert sich schlagartig. Schließlich hat Mrs. Saint erzählt, sie hätte keine Geschwister. Markie fühlt sich belogen und betrogen. Hat Mrs. Saint überhaupt je die Wahrheit erzählt oder waren alles Lügen? Die Geschichte nimmt eine dramatische Wendung und plötzlich ist Mrs. Saint nicht mehr da und ihre Mängelexemplare völlig hilflos. Wie soll es denn jetzt nur weiter gehen?

Julie Lawson Timmer hat eine berührende Geschichte geschrieben von einer Frau, die enttäuscht wurde und ihr Leben neu ordnen möchte. Im Grunde will sie auch nur das Beste für ihren Sohn und stellt dabei fest, dass sie und Jesse lediglich aneinander vorbei leben. Es ist schon interessant zu lesen wie Mrs. Saint sich immer mehr in das Leben von Markie drängt und dabei hartnäckig bleibt, obwohl sie oft auf Ablehnung stößt. Sicherlich ist Mrs. Saint auch gewöhnungsbedürftig, aber Markie reagiert teilweise unfreundlich, was sicherlich ihre Niedergeschlagenheit verdeutlichen soll. Mit jeder Buchseite wuchsen mir die Charaktere immer mehr ans Herz.

Ich war überrascht, welche Wendung die Geschichte plötzlich genommen hat, als die Schwester von Mrs. Saint wieder in ihrem Leben erscheint. Simone und sie haben eine bewegte Vergangenheit und schließlich kam es zwischen den Zwillingsschwestern zum Bruch. Über Jahrzehnte haben sie nicht miteinander geredet, da sie über die Vergangenheit unterschiedliche Ansichten hatten. Am Ende war ich sehr berührt. Ich hatte Mitleid und Verständnis für Mrs. Saint und ihre Geschichte.

Dieses Buch hat Tiefgang. Es enthält Fügungen und Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe und wodurch die Geschichte bis zum Schluss spannend blieb. Ich kann es euch empfehlen und wünsche euch viel Spaß beim Lesen!